In einer spannenden neuen Studie haben die Forscherinnen Tanja Örtig und Natascha Nagel der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften die Gehirnaktivität von Kindern mit und ohne ADHS untersucht. Dabei kamen sie zu einigen überraschenden Ergebnissen, die unser Verständnis dieser häufigen Entwicklungsstörung erweitern könnten.
Oertig und Nagel analysierten die Gehirnströme von über 200 Kindern im Alter von 5-12 Jahren während einer Aufmerksamkeitsaufgabe. Sie konzentrierten sich dabei auf bestimmte Hirnareale und sehr frühe Verarbeitungsprozesse, die bisher in der ADHS-Forschung wenig beachtet wurden.
Entgegen früherer Annahmen fanden sie keine stärkere Asymmetrie in der Gehirnaktivität bei Kindern mit ADHS. Stattdessen zeigten überraschenderweise die Kinder ohne ADHS eine ausgeprägtere Asymmetrie in einem bestimmten Hirnareal.
Auch der vermutete Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und einer stärkeren Aktivierung der rechten Gehirnhälfte konnte nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse deuten sogar in die entgegengesetzte Richtung.
Diese unerwarteten Befunde stellen einige bisherige Theorien zu ADHS in Frage. Sie zeigen, dass die Gehirnprozesse bei ADHS komplexer sind als bisher angenommen. Weitere Forschung ist nötig, um die genauen Zusammenhänge besser zu verstehen.
Die Studie liefert wichtige neue Erkenntnisse über die Gehirnorganisation bei ADHS. Langfristig könnten diese zu verbesserten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten beitragen. Sie unterstreicht aber auch, wie viel wir noch über diese häufige Störung lernen müssen.