Eine aktuelle Masterarbeit von Leon Schädler an der ZHAW liefert spannende neue Erkenntnisse zur neurophysiologischen Grundlage von Aufmerksamkeitsdefiziten bei ADHS. Die Studie untersuchte, wie sich die Vigilanz – also die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten – bei Erwachsenen mit und ohne ADHS neurophysiologisch unterscheidet.
Schädler analysierte dafür die EEG-Daten von 301 Erwachsenen (160 mit ADHS, 141 Kontrollen) während eines visuellen Daueraufmerksamkeitstests (VCPT). Dabei wurden sowohl frühe sensorische als auch spätere kognitive Verarbeitungsprozesse betrachtet.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen:
- Personen mit ADHS wiesen längere Latenzen in frühen EEG-Komponenten auf, was auf eine verlangsamte sensorische Verarbeitung hindeutet.
- Bei späteren kognitiven Komponenten zeigten sich bei ADHS reduzierte Amplituden, insbesondere bei Prozessen der Aufmerksamkeitszuweisung und Inhibitionskontrolle.
- Die ADHS-Gruppe zeigte zudem eine stärkere Abnahme der Vigilanz über die Testdauer, erkennbar an einer Zunahme von Reaktionszeiten und Fehlern.
Diese neurophysiologischen Auffälligkeiten könnten die typischen Aufmerksamkeits- und Impulskontrollprobleme bei ADHS erklären. Sie deuten auf Schwierigkeiten bei der effizienten Informationsverarbeitung und kognitiven Kontrolle hin.
Die Studie liefert damit wichtige neue Einblicke in die zugrundeliegenden Mechanismen von ADHS und könnte zukünftig zu verbesserten diagnostischen Verfahren beitragen. Durch das tiefere Verständnis der neurophysiologischen Besonderheiten eröffnen sich möglicherweise auch neue Ansatzpunkte für gezielte Therapien.
Die vollständige Masterarbeit von Leon Schädler kann beim Autor erfragt werden (leon.schaedlerAToutlook.com)